Warum ich die WM liebe…

Es ist jedesmal dasselbe: Zwei Jahre dauert die qualvolle Wartezeit auf eine WM/EM. Da werden zahllose Qualifikationsspiele auf der ganzen Welt oder wenigstens in Europa bestritten, die meisten ohne dass ich davon Kenntnis nehme. Nicht, weil es mich nicht interessiert, nein, ich verpasse sie nur. Dann werden Gruppen gelost, und wenn die Aufregung sich gelegt hat kommt die Vorbereitungsphase, in denen wieder zig Duelle bestritten werden, die ich allesamt verpasse bzw. verpassen werde…

Wenn es dann aber soweit ist, nehme ich mir GANZ FEST vor, ALLE, in Worten ALLE, Spiele zu gucken. Was ich meist auch so ein, vielleicht zwei Wochen durchhalte… Dabei vermiesen dann entsetzlich spannende Partien wie Lettland gegen Deutschland oder Kroatien gegen Schweiz mir so kräftig die Stimmung, dass ich wirklich gute Spiele verpasse. Wenn ich schließlich die Endrunde erreiche, bin ich genauso müde wie manch ein Spieler (wegen der “Doppelbelastung” während der Saison) und verpasse manchmal sogar das Finale!

Also, warum liebe ich dann die WM?

Nun, da ist zum einen das “Gefachsimpel”, eines von vielen Dauerunworten im Dunstkreis der Fußballexperten. Schon jetzt hat das große gefachsimpeln begonnen: Das ist (mal wieder) die Rede von Todesgruppen und Haifischbecken; Die “Großen” spekulieren, wen man denn nun im Achtelfinale besiegen müsse. Favouriten werden gehandelt wie Aale bei Dieter. Underdogs freuen sich auf Spiele gegen Superstars und geben sich betont zurückhaltend. Der Titelverteidiger sieht sich und wird in der Pflicht gesehen. Und das selbstverständlich alles, bevor auch nur eine Partie angepfiffen wurde. Natürlich steht die Deutsche Nationalmannschaft im Brennpunkt (ich hätte gerne auch über die Türkische “Gefachsimpelt”, aber nach der desaströsen Leistung, sportlich wie sportlich, ist sie zurecht nicht dabei!). Mit Polen, Costa Rica und Ecuador scheint das Weiterkommen eine Pflichtaufgabe zu sein. Aber halt! Mitnichten! mögen jetzt die Zweifler rufen und führen dann Statistiken und Ergebnisse der letzten zwei Jahre zu Felde. Doch, doch! entgegnet da die andere Fraktion, die den Heimvorteil und den 12ten Mann beschwört. Aus einer dritten Ecke, die Abwägenden und Zögerlichen, möchte man die Vorbereitung abwarten. Zu guter letzt kommt selbstverständlich die “Meta” Fraktion, die die ganze Diskussion transzendiert und Schlüsse im Bezug auf den DAX und PISA zieht. (Damit ist mein Text hier wohl ein Meta-Meta-Kommentar…. ;-))

Zum zweiten ist und bleibt ein Turnier einfach was besonderes. Auch wenn nicht immer guter Fußball gespielt wird, auch wenn viele Mannschaften oder Spieler unter ihren Möglichkeiten und der Zuschauer Erwartungen bleiben, auch wenn nach vier Wochen gekicke immer der Eindruck bleibt Wozu das Ganze?: es ist und bleibt eine Veranstaltung, die trotz Fernsehrechte und Werbepartner vorurteilsfrei wirklich jeden begeistern kann, wenn man es denn zulässt. Fußball ist beinahe eine universelle Leidenschaft und die WM ist und bleibt die Krönung des ballkünstlerischen Wettstreits.

So werde ich auch in diesem fußballgottlosen Land die WM in all ihren Phasen vorher, während und danach aufmerksam verfolgen. Und so viele Phrasen wie möglich dreschen!

Denn: Ich LIEBE die WM (und die EM….)

Mit sportlichen Gruß, Levent