Es gibt nur ein Rudi Völler

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Was haben wir für wundervolle Fußballwochen erlebt! Seit beginn der WM hat keine Mannschaft so überrascht, so beglückt und so überzeugt wie die Deutsche Mannschaft. Spielwitz, -kultur, -freude, alles, was noch 2002 missen ließ, war nun da und ließ die Fangemeinde vom Unmöglichen träumen: Der Weltmeisterschaft, erspielt als Gastgeber.

Heute endete dieser Traum. Die deutsche Elf scheiterte gegen eine routinierte, kluge und streckenweise klar dominierende italienische Mannschaft. Schön war es, dass sich keine Mannschaft hier versteckt hat: das vorsichtige Antasten vom Spiel gegen Argentinien hand hier nicht statt. Zwar hatte man zum Ende der zweiten Spielhälfte bisweilen den Eindruck, dass die Kräfte deutlich nachließen, aber dann schöpfte Italien noch einmal Kraft und sorgte mit Pfosten und Lattentreffern noch einmal für Gefahr vor dem deutschen Tor. Überhaupt war die Squadra Azzura in der verlängerten Spielzeit aktiver, mehr präsent. Das Tor, so unglücklich es auch aus deutscher Sicht gewesen sein mag, war ein Augengenuß und krönender Abschluß einer gelungen Vorstellung.

Und das Deutsche Team? Das hat uns Freude und Spaß am Fußball zurückgegeben. Allein dafür gebührt ihnen unser aller Dank und Respekt.

Tja, hat man da noch Worte? Die zum ersten ernsthaften Gegner stilisierte Mannschaft aus dem sonnigen Schweden offenbarte sich als Schießbude! Ich wollte meinen Augen nicht trauen, als die ersten zwanzig Minuten nur deutscher Kombinationsfußball über den Schirm zauberte. Was war passiert? Hatte die Kampagne der deutschen Zeitung mit den großen Buchstaben etwa Zweifel unter die Nordlichter gesät? War der Schiedsrichter bestochen? Oder war die deutsche Elf tatsächlich ein übermächtiger Gegner, zumindest in der ersten Halbzeit?

Die Dynamik eines Fußballspiels ist eines der großen Rätsel des Sports. Wie in nur wenigen anderen Sportarten kann eine Begegnung sich während seiner 90 minütigen Dauer stark verändern. Da hat man mal die Oberhand, mal verteidigt man mit Mann und Maus. Nur soviel: Schweden blieb nach dem 1:0, dass man einer Unachtsamkeit der Abwehr zuschreiben könnte, viel zu lange viel zu passiv. Es schien ja geradezu, als ob die Spieler mit den Gedanken schon im Urlaub waren! Das 2:0 besieglte im wesentlichen den Spielverlauf der ersten Halbzeit.

Die zweite Halbzeit, allerdings, barg viele Möglichkeiten für die Gelb-Blauen, wieder ins Spiel zu finden. Denn über weite Strecken agierte Deutschland viel schwerfälliger und druckloser als im ersten Durchgang. Doch der verschossene Elfmeter besiegelte den Ausgang des Spiels lange vor Ablauf der regulären Spielzeit. Zuletzt spielte nur noch Deutschland, verzweifelt bemüht, seinem Spielmacher noch ein Tor zu gönnen. Viele Chancen hatte er ja auch, am Ende aber blieb es bei einem sehr soliden 2:0 Sieg über einen enttäuschenden Gegner.

ist soweit im wesentlichen ausgeblieben. Und obwwohl das sicher die eine oder andere Träne der Solidarität entstehen ließ, seien wir doch ehrlich: Niemand möchte einen Underdog der Kategorie “froh, dass sie noch atmen” im weiteren Verlauf des Turniers sehen. Lieber freuen wir uns auf stärker werdende Brasilianer, in Torrausch verfallende Argentinier, zaubernde Spanier und hoffentlich auch weiterhin offensiv aufspielende Deutsche.

Allerdings bin ich keineswegs traurig über das Ausscheiden Tschechiens. Denn mit Ghana ist ein Team mit viel Potential und Spielfreude in die Runde der besten 16 gelangt. Hoffentlich kann das Team auch weiterhin überzeugen, wenn es (voraussichtlich) gegen Brasilien geht…

Natürlich sind nicht alle Entscheidung gefallen: Mit Australien könnte ein weiterer Außenseiter den Einzug ins Achtelfinale schaffen. Auch in den letzten beiden Gruppen könnten Tunesien und Schweiz Teams wie Ukraine oder Südkorea hinausschmeissen…. Und wer weiß, ob Frankreich es noch packt.

Aber mit den meisten “großen” Teams in der nächsten Runde ist meine Fußballwelt wieder in Ordnung. Wie sehr habe ich doch letzte WM gelitten, als ein nominell starkes Team nach dem anderen nach Hause gefahren ist! Es war mit Abstand die Schwächste WM, an dieich mich erinnern kann…

So, genug geschwaffelt. Wünsche noch sechs spannende Vorrundenspiele!

Deutschland ist im Siegesrausch. Mit sechs Punkten aus zwei Spielen ist der Einzug ins Achtelfinale so gut wie gesichert. Doch ist siegen denn alles?

Sicherlich haben mich beide 3-Punktegewinne gefreut. Viel schöner allerdings ist, das der Mief des “Deutschen Sicherheitsfußballs” nicht mehr durch das Stadium wabbert. Da ist ein Schwung in der Mannschaft, der sowohl Euro2004 als auch bei der WM in Japan/Süd Korea völlig abwesend war. Selten hat man in den letzten Turnieren direktes Zuspiel, Kurzpässe im Mittelfeld und Zweikampfsuchende Spieler gesehen. Nun ist das alles da.

Sicherlich sind Schweinsteigers Übersteiger nicht geprägt von der Leichtigkeit eines Ronaldo. Oder Henry. Und auch Ballack bliebe in seinem ersten Spiel eher blaß. Die Abwehr war im ersten Spiel wohl gedanklich noch am Flughafen und auch Lehmann scheint noch nicht ganz in der WM angekomen zu sein. Klose und Podolski sind sehr aktiv, aber besonders gegen Polen schien eine alte Schwäche durch: Der fehlende “zwingende Abschluß”. Frings scheint sich noch ein wenig zu schonen, während Schneider zwar aktiv, aber nicht immer effektiv ist. Lahm ist ein rechter Wirbelwind auf der linken Seite, aber scheint nur Luft für ~70min in der Lunge zu haben.

Aber juckt das? Nein. Denn die Mannschaftsleistung im Großen ist beeindruckend und meiner Ansicht nach auch überzeugend. Odonkors Einwechslung war ja gerade zu eine Offenbarung, der hat soviel Schwung und Elan über seine Seite gebracht und auch ganz natürlich den Querpaß zum Siegtreffer geliefert!

Eine Frage bleibt offen: Wie wird diese Mannschaft gegen einen Topgegner bestehen? Schon im Achtelfinale könnte England die Nuß sein, die es gilt zu knacken. Wir werden sehen…..

Fazit? Das “System Klinsmann” beschert uns vielleicht nicht den Titel. Aber es hat dem Publikum eine Mannschaft präsentiert, mit der Fußball wieder Spaß macht.

Mit sportlichem Gruß!

Uups, denn wollte ich eingetlich schon gepostet haben…..

Wochen der Spekulation gehen nun zu Ende. Ob die “Wade der Nation” bereit sein wird. Ob “23 Freunde” auflaufen werden. Und auch immer wichtig und gern diskutiert: 4-4-2 oder doch lieber klassisch mit Libero….

All das wird in wenigen Stunden (auf der Webseite der Zeitung mit den großen Lettern gibt es einen Countdown) keine Rolle mehr spielen. Dann wird sich wieder alles um die wirklich entscheidenden Dinge im Leben drehen: Ein Spiel hat 90+ Minuten, der Kunstoff-HighTechFaser-Kunstleder-Ball ist rund und muss ins eckige. Und die 11 Freunde brauchen nur Bufferkollegen oder besser: Fußballkarrierenabschnittsgefährten sein.

Und am Ende sind wir Pabst, Kanzlerin und Weltmeister.

Schallallalla!

Es ist jedesmal dasselbe: Zwei Jahre dauert die qualvolle Wartezeit auf eine WM/EM. Da werden zahllose Qualifikationsspiele auf der ganzen Welt oder wenigstens in Europa bestritten, die meisten ohne dass ich davon Kenntnis nehme. Nicht, weil es mich nicht interessiert, nein, ich verpasse sie nur. Dann werden Gruppen gelost, und wenn die Aufregung sich gelegt hat kommt die Vorbereitungsphase, in denen wieder zig Duelle bestritten werden, die ich allesamt verpasse bzw. verpassen werde…

Wenn es dann aber soweit ist, nehme ich mir GANZ FEST vor, ALLE, in Worten ALLE, Spiele zu gucken. Was ich meist auch so ein, vielleicht zwei Wochen durchhalte… Dabei vermiesen dann entsetzlich spannende Partien wie Lettland gegen Deutschland oder Kroatien gegen Schweiz mir so kräftig die Stimmung, dass ich wirklich gute Spiele verpasse. Wenn ich schließlich die Endrunde erreiche, bin ich genauso müde wie manch ein Spieler (wegen der “Doppelbelastung” während der Saison) und verpasse manchmal sogar das Finale!

Also, warum liebe ich dann die WM?

Nun, da ist zum einen das “Gefachsimpel”, eines von vielen Dauerunworten im Dunstkreis der Fußballexperten. Schon jetzt hat das große gefachsimpeln begonnen: Das ist (mal wieder) die Rede von Todesgruppen und Haifischbecken; Die “Großen” spekulieren, wen man denn nun im Achtelfinale besiegen müsse. Favouriten werden gehandelt wie Aale bei Dieter. Underdogs freuen sich auf Spiele gegen Superstars und geben sich betont zurückhaltend. Der Titelverteidiger sieht sich und wird in der Pflicht gesehen. Und das selbstverständlich alles, bevor auch nur eine Partie angepfiffen wurde. Natürlich steht die Deutsche Nationalmannschaft im Brennpunkt (ich hätte gerne auch über die Türkische “Gefachsimpelt”, aber nach der desaströsen Leistung, sportlich wie sportlich, ist sie zurecht nicht dabei!). Mit Polen, Costa Rica und Ecuador scheint das Weiterkommen eine Pflichtaufgabe zu sein. Aber halt! Mitnichten! mögen jetzt die Zweifler rufen und führen dann Statistiken und Ergebnisse der letzten zwei Jahre zu Felde. Doch, doch! entgegnet da die andere Fraktion, die den Heimvorteil und den 12ten Mann beschwört. Aus einer dritten Ecke, die Abwägenden und Zögerlichen, möchte man die Vorbereitung abwarten. Zu guter letzt kommt selbstverständlich die “Meta” Fraktion, die die ganze Diskussion transzendiert und Schlüsse im Bezug auf den DAX und PISA zieht. (Damit ist mein Text hier wohl ein Meta-Meta-Kommentar…. ;-))

Zum zweiten ist und bleibt ein Turnier einfach was besonderes. Auch wenn nicht immer guter Fußball gespielt wird, auch wenn viele Mannschaften oder Spieler unter ihren Möglichkeiten und der Zuschauer Erwartungen bleiben, auch wenn nach vier Wochen gekicke immer der Eindruck bleibt Wozu das Ganze?: es ist und bleibt eine Veranstaltung, die trotz Fernsehrechte und Werbepartner vorurteilsfrei wirklich jeden begeistern kann, wenn man es denn zulässt. Fußball ist beinahe eine universelle Leidenschaft und die WM ist und bleibt die Krönung des ballkünstlerischen Wettstreits.

So werde ich auch in diesem fußballgottlosen Land die WM in all ihren Phasen vorher, während und danach aufmerksam verfolgen. Und so viele Phrasen wie möglich dreschen!

Denn: Ich LIEBE die WM (und die EM….)

Mit sportlichen Gruß, Levent