…, wie sollte es auch anders sein?
Aber nach etwa einmonatiger Abstinenz werde ich zur Abwechslung mal nicht über meinen Gemütszustand schwadronieren, sondern ein wenig die letzten Ereignisse hier an der Staatsuniversität von Delaware Revue passieren lassen. Denn dies liefert genug Fear and Loathing für einen weiteren Monat des Schweigens (ich habe z.Zt. wirklich viel zu tun….)
Also, da war z.B. “Nazi-Huber”, der hier einige Wochen Lokalschlagzeilen gemacht hat. So mehr oder weniger zufällig stellt sich glatt heraus, dass einer der Doktoranden des ehrwürdigen Insituts für Physik, Astronomie und Intrigen in seiner Freizeit gerne Haßlieder komponiert und “white supremacist” spielt. Schade, denn der Imageschaden ist natürlich immens. Tststs. Anscheinend ist der Knilch schon etwas länger hier, aber so recht ist das wohl noch nie jemanden aufgefallen.
Die große Frage ist doch nun: Wie gehen wir damit um? Als erstes schreit natürlich alles hierzulande nach der Unileitung: “Tut doch endlich was, bevor jemand gelyncht wird.” Die Unileitung gibt es mit ruhiger Hand an ihre Rechtsabteilung, die (große Überraschung!) feststellt, dass man gar nichts tun kann. Woraufhin das Gejammer natürlich um so größer wird, besonders aus der Fraktion der “Gutmenschen”, die alles wegschliessen und zudecken wollen, was politisch höchst inkorrekt ist…
Nun bin ich sicherlich kein Freund eines kleinen braunen Jungen, aber zuallererst kenne ich den Tyoen nicht einmal. Zweitens hat er sich nie entsprechend seiner “politischen Gesinnung” verhalten, nie jemanden diskriminiert oder bedroht. Tatsächlich hatte es bezüglich seiner Lehrtätigkeit nie eine Beschwerde gegeben, alle seine ehemaligen Schüler wurden von “Nazi-Hubers” Rechtsdrall überrascht. Es mag uns zwar gehörig stinken, das dieser Mensch möglicherweise eine unhaltbare und menschenverachtende Meinung vertritt, aber ich denke, dass wir niemals die Prinzipien mit Füssen treten dürfen, die wir gegen solche Rechtsausleger verteidigt wissen wollen. Und nach diesen Prinzipien kann jeder Denken und Fühlen, was er möchte, er kann auch seine Meinung äußern, solange er mit seinen Handlungen nicht die Grenzen überschreitet, die eben jene Prinzipien ziehen.
Doch mit dieser äußerst schwammigen und höchst diplomatischen Formulierung habe ich selbstverständlich nicht die Lösung, sondern das Problem skizziert: Wann sind diese Grenzen übertreten? Muß tatsächlich erst jemand sterben oder verletzt werden, bevor das System aktiv wird?
Nun, meine Antwort in diesem Fall ist, dass mit deutlich weniger Hysterie und etwas mehr Besonnenheit vielleicht tatsächlich eine Antwort auf die konkreten Fragen der vorliegenden Situation gefunden werden können. Hier wird immer gleich nach dem Arm des Gesetzes geschrien, der am besten schwer bewaffnet und rücksichtslos reinen Tisch macht! Doch Rassismus ist in erster Linie kein legales oder administratives Problem, sondern ein gesellschaftliches. Statt sich hinter Paragraphen oder Schuldzuweisungen zu verstecken, müssen wir offen und selbstverantwortlich mit diesem Problem umgehen. Doch dies ist etwas, was dem postpostpostmodernen Konsumstudenten von heute eher fremd ist…..
Weiter Infos zu “Nazi-Huber”:
UD Review: “Is freedom to speak, freedom to hate?”
UD Review: “Roselle addresses students, not issues”
UD Review: “First commies, now ‘Nazis’? McCarthy died for a reason”
Eine weitere Schlagzeile betrifft vier Studenten, die einen weiteren Studenten und dessen Freundin in seiner Wohnung überfallen haben. Klingt nicht aufregend? Nun, es wird besser! Zum ersten hatten die vier Musketiere Waffen dabei, Pistolen und Schrottflinten (!). Bei der Durchsuchung der Verdächtigen Wohnung wurden ausserdem Drogen gefunden, das übliche halt, etwas Koks und Marihuana. Desweiteren sind drei der Beschuldigten Mitglieder des Footballteams und zu guter letzt, um die Liste der Stereotypen abzurunden, sind sie allesamt Afroamerikaner. Tja, das ganze zieht natürlich weite Kreise und sägt sogar an dem Stuhl des hiesigen Trainers, zumal die laufende Saison wohl eher bescheiden dahin dümpelt, was nicht unbedingt dem Ruf des Footballteams zuträglich ist. Ach ja, das hätte ich beinahe vergessen: Geklaut wurden ein Handy, $50 bares und einige Ampullen Steroide… Es ist sicher unnötig zu erwähnen, dass alle Studenten sowohl von der Uni als auch aus dem Team geschmissen wurden, obwohl sie noch nicht einmal vor Gericht gehört wurden….
Was mich an dem Artikel im Review köstlich amüsierte sind die Maßnahmen, die der Coach ergriffen hat, um Schluß mit Unfug zu machen. Unter anderem dürfen die Spieler keine Waffen mehr besizten, selbst wenn sie einen Waffenschein haben, allerdings wird er die “Demilitarisierung” nicht kontrollieren. Zusätzlich dürfen die Spieler, sofern sie “underclassman” sind, nur noch auf’m Campus wohnen, während bestimmte Gegenden in Newark wegen ihrer Kombination aus “parties, drugs, and crime” als “off-limits” deklariert werden… Da fällt mir nur noch eins ein:”Oh my God!”
UD Review: “Two suspects make first court appearance”
Das letzte Schmankerl betrifft wieder die Physik (ein Ort der Verdammnis und der Prostitution…). Wir haben hier vor Ort ein WLAN Netz, was selbstverständlich nicht verschlüsselt ist. Nun wusste einer der neuen Profs nicht, dass auch der Zugriff auf seinen Mailserver unverschlüsselt ist. So konnte ein Student mit Leichtigkeit dessen Password “abhorchen”. Tja, daraufhin manipulierte jener Student die Webseite des Profs und änderte das Datum für den nächsten Test. Wie blöd kann man eigentlich sein????? Die örtliche “Internetpolizei” bekam einen Tipp von dem Mitbewohner des Studenten (ja, hier wird eine gesunde Denunziantenatmosphäre gepflegt!) und fand alle nötigen Beweise auf dem Computer des Schwerverbrechers. Selbstverständlich ist der Knilch in Null-Komma-Nix von der Uni geflogen und wartet jetzt auf seine Verhandlung, in der ihm eine Höchststrafe von 32(!) Jahren erwartet…
Kurz: Fear and Loathing tausendfach! Mit größter Wahrscheinlichkeit werde ich innert zwei Jahren nicht nach D zurückkehren, weil ich wegen dieser Webseite für immer in Guantanamo Bay verschwunden bin…..
War nett Euch gekannt zu haben,
Liebste Grüße, Levent
-
Die Uni ist ja ein Knüller!
Ich dachte in den Filmen lügen die immer… aber das ist ja viel abstruser, als Animal House je sein könnte…Wenn Du in Gitmo bist, werden wir immerhin auch regelmäßig Bilder von Dir im Spiegel sehen können.
-
Unsere Sektretärin meint, ich verzerre das Bild ein wenig… Naja, Du kennst mich ja…
-
ich muss der sekretärin zustimmen, ich finde das 32 Jahre noch viel zu harmlos ist.
Letzens stand ja mal in der NYT (halb im scherz) die Todesstrafe fuer Viren Programmierer
einzuführen….so muss das sein -
Das muß der bayuvarische Einfluß sein, der da aus Dir spricht….
Comments are now closed.
4 comments