Einen sportlichen Gruß an alle zugeschalteten Zuhörer. Es ist Sonntag nachmittag, beinahe schon abend, so dass die Aussage, die Woche sei vorbei, mit Zuversicht und Überzeugung auf den Bildschirm gebracht werden kann. Das ist gut so: eine Woche mit Frust und Streß ist ins Land der Erinnerungen gewandert, von wo sie mir womöglich die eine oder andere schlaflose Nacht bereiten wird…

Natürlich überschattet mein Unfall vom letzten Samstag alle Ereignisse dieser doch recht missratenen Woche. Es hat sich in den letzten Tagen schnell herausgestellt, dass mein Töfftöff zwar reparabel ist, die Kosten jedoch jenseits des Wagenwertes liegen. Somit wandert mein erster Wagen wohl oder übel nach recht kurzer Eingewöhnungszeit in die Tonne. Das sollte eigentlich heute geschehen, aber die Pfeifen vom Abschleppdienst haben mich versetzt. Natürlich habe ich bei den Nasen angerufen, aber nach dem dritten Anruf warte ich immer noch auf einen Rückruf…. Naja, es gibt ja noch andere Abschleppdienste.

Auch körperlich hat der Unfall diverse Nachbeben ausgelöst. Die Verbrennungen an meinem Handgelenk sind doch recht arg gewesen, so dass ich am Donnerstag zu meinem “Hausarzt” gegangen bin. Für $10 “Praxisgebühr” hat er dann das gemacht, was ich schon von Anfang machen wollte: Die Brandblasen aufgeschnitten und mir ‘ne Salbe verschrieben. Nun, die Salbe hilft tatsächlich, insofern hat sich der Besuch gelohnt. Zusätzlich zu den Verbrennungen hatte ich am Montag mal wieder eine von meinen “Hornhautvorfällen”, der vom Airbag ausgelöstet worden sein könnte. Übrigens hat meine Augengeschichte mittlerweile eine neue Diagnose bekommen: “recurring corneal erosion”. Der Name könnte aus Star Trek stammen… Zwei Besuche bei meinem Augendok (jeweils $20) haben kaum zu Linderung oder neuer Erkenntnis geführt, obwohl ich mein Augentropfenrepertoire um drei weitere Produkte erweitern durfte. Als ob das nicht alles nicht genug war, habe ich dann noch im Laufe der Woche eine Erkältung abbekommen, die noch ein wenig anwesend ist. Naja, ich bin auf dem Wege der Genesung…

Um die Woche so schnell wie möglich zu verdauen, habe ich mir Freitag abend so richtig die Kante gegeben: zuerst schön beim lokalen Mexikaner einen Monsterburrito verputzt und genüsslich mit zwei Margeritas runtergespült. Um dann den Druck um die Bauchgegend herum mit Kopfschmerzen zu bekämpfen, habe ich im Anschluß das “Doppelsommerblockbusterspezial” gegeben: MI3 und den Da Vince Code hintereinander weg. Oh mann, das war gar nicht mal so gut! MI3 ist zwar zu Beginn solide Aktionkost: ein hohes Tempo, viele nette Orte und Szenenwechsel , zuhauf extrem geekige Gadgets mit fantastischen Funktionen, die selbst den guten 007 etwas antiquiert ausschauen lassen; ja, das hatte wenigstens Unterhaltungswert. Doch dann wird der Film so, so… emotional, denn plötzlich ist Cruise Angetraute mitten in den Strudel von Gewalt und Verrat geraten. Tja, daraufhin wird der Film immer öder und ekliger, bis das ganze in eine herz- und magenverkrampfenden Widerbelebung unseres Lieblingsscientologen durch seine Herzdame kulminiert. Schrecklich, einfach schrecklich. Konnte der Code das toppen? Ja, ohne Schwierigkeiten. Ein Massenaufgebot von nahmhaften und ansonsten recht guten Schauspielern (Paul Bethany oder Ian McKellen, z.B.) in einer dünnen und recht schleppend erzählten Verschwörungsgeschichte (Nein, ich habe das Buch nicht gelesen). Boah, in dem steten und recht durchschaubaren Wechsel von pseudo-geschichtlichen Vorträgen und spannungsbremsenden Verfolgungsjagden fragt man sich nach kurzer Zeit, was von beidem das schlimmere Übel ist. Da war aber Indi 3 der deutlich bessere Gralsjagdfilm!

Ich weiß, schlimmer kann bzw. darf es nicht mehr kommen. Oder doch? Nun, normalerweise würde ich der ursprünglichen Einschätzung entsprechen, aber dieses Wochenende wartete nochein Leckerbissen des schlechten Geschmacks auf mich: Der Grand Prix. Oder Song Contest, wie diese alberne Schlagerveranstaltung neuerdings genannt wird. Nun habe ich keinen Fernseher und außerdem hoffe ich inständig, dass diese jämmerliche Darbietung von Klangmüll hier nicht übertragen wurde, der Ruf Europas ist schon schlecht genug hierzulande. Aber wir leben mittlerweile im 21 Jahrhundert, daher gab es eine kostenlose Internetübertragung, die ich mir komplett angeschaut habe… Ehrlich ist es weniger die Veranstaltung, auf die ich mich mit einer seltsamen Mischung aus Nostalgie und Heimweh gefreut habe, sondern das “danach”: Wenn mal wieder über die jedes Jahr wiederkehrenden Themen ausgiebig debatiert wird. So konnte ich im Netz mal wieder über die Deutsche Enttäuschung über einen mageren 15. Platz lesen: dass niemand die Deutschen liebt; dass der Deutsche Beitrag doch Qualität hatte im Gegensatz zu den besser platzierten Ost- oder Süddeuropäern; dass Punkteschieberei und Gekungel unter Nachbarstaaten “unfair” sei; dass neue Regeln her müssen, damit “wir” nicht immer 12 Punkt an “die Türken” vergeben; usw…. Auf der Gegenseite gab es natürlich mindestens soviele Beiträge über die traurige Vorstellung, die Texas Lightning im Vergleich zum “hohen Popstandard” der anderen, aber besonders der osteuropäischen Nachbarn gegeben hat.

Da haben wir es wieder einmal, die urtümlichsten Momente einer Deutschen Debatte: Auf der einen Seite die Verschwörungstheoretiker, die Deutsche in der ganzen Welt verfolgt und betrogen sehen. In Berti Vogts Manier könnte man formulieren: “Vielleicht war der deutsche Schlager zu erfolgreich.” Auf der anderen Seite die Flagellanten, die jegliche nationale Selbstdarstellung verachten, insbesondere die eigene Deutsche. Da wird selbst der seichteste Girliepop aus der Ukraine zur einer kulturellen Offenbarung, gegen die die Deutsche Popmusik “an sich” nichts gegenzustellen hat.

Ja, ich genieße diese so höchst überflüssigen Debatten. Natürlich führen sie zu nichts, zumal die meisten angeführten Punkte in der Natur der Sache liegen. Denn selbstverständlich war der Deutsche Beitrag gut gelungen und recht gefällig. Für einen Grand Prix Song, jedenfalls. Deswegen muss er aber noch lange nicht die Trophäe nach Hause bringen (“Wir sind Grand Prix”?). Natürlich schustern sich die Nachbarn in Europa Punkte zu und natürlich votieren Emigranten zu einem großen Teil für ihre Heimatländer. Na und? Wo steht geschrieben, dass es in Wahlen “fair” abgeht? Oder nach objektiven Kriterien entschieden wird? Jede Folge einer Castingsendung belegt das Gegenteil, da ist es müßig, über komplexe Regelwerke zu diskutieren, die ein solches “unsportliches” Verhalten unterbinden. Und ja, Deutschland ist nicht notwendigerweise die beliebteste Nation in Europa. Gilt übrigens auch für die anderen “Großen”, Frankreich und Großbritannien. Na und? Das ganze Problem löst sich in Luft auf, wenn man das Ganze aufhört, Ernst zu nehmen. Aber das wäre wohl zu undeutsch…

Nun gut, soviel zur letzten Woche. Hab ja nun auch genug geschwaffelt. Ich werde mich jetzt mit den “Leuchtturm” auf mein Sofa schmeißen und meinen dritten (vierten?) Anlauf unternehmen, durch dieses Buch zu kommen…